7 Tage auf dem GR221 in Mallorca…

Teil 2 – Auf Irrwegen durch den mallorquinischen Bergwald!

Ich wache gut erholt um 8:00 Uhr auf. Ok, der Wecker hat etwas nachgeholfen, aber ich habe bestens geschlafen und bin voller Energie nun endlich loszulegen. Das Frühstück beginnt um 8:30 Uhr, was mir genug Zeit gibt zu duschen, meinen Rucksack fertig zu machen und alles startklar zu hinterlassen. Wie bereits angedeutet, ist das Frühstück im Hostal Catalina Verde ein wahrer Genuss! Sehr persönlich, unglaublich freundlich und aufmerksam, und natürlich super lecker! Eine gute Auswahl an frischem Brot, Wurst, Käse, frisch gepresstem Orangensaft, aromatischem Kaffee, und weiteren leckeren Kleinigkeiten. Aber auch das beste Frühstück ist irgendwann vorbei. Nun komme ich nicht länger um das 30 kg schwere Monster herum, also wuchte ich den Rucksack mit einem angestrengten Schwung auf die Schultern und marschiere los.

Der erste Teil der Etappe, von Port d’Andratx nach Sant Elm, verläuft durch lichten Bergwald und auf vorwiegend breiten und angenehmen Wegen. Da es auch keine nennenswerten Abzweigungen gibt, fällt die Orientierung sehr leicht. Der östliche Teil des GR221 ist noch in Planung und daher noch nicht durchgehend und einheitlich markiert. Das einzige Schild auf dem ersten Teilstück entdecke ich wenige Minuten nach dem Start, als es in den Wald geht. Anschließend folgt man immer dem gut erkennbaren Weg. Erst als es vom höchsten Punkt der Etappe wieder hinunter geht in Richtung Sant Elm, trifft man auf die eine oder andere Abzweigung. In diesen Momenten ist der Rother Wanderführer (hier erhältlich: http://amzn.to/2qCKq2O) sehr hilfreich und hält einen sicher auf Kurs. Auf den letzten Metern hinunter nach Sant Elm, eröffnet sich ein wunderschöner Blick über die türkisfarbene Bucht und die Insel „La Dragonera“ im Hintergrund. Vor dieser Kulisse ist eine kurze Trink- und Fotopause natürlich Pflicht.

Die wunderschöne Bucht von Sant Elm und die Insel "La Dragonera" im Hintergrund.

Die wunderschöne Bucht von Sant Elm und die Insel "La Dragonera" im Hintergrund.

Anschließend geht es einmal quer durch das pulsierende Dorf. Am Strand ist für die Jahreszeit schon erstaunlich viel Betrieb und auch in den engen Gassen tummeln sich viele Touristen, überwiegend Deutsche und Schweizer, aber auch einige Briten und Amerikaner. Auf dem Weg durch den Ort kommt man sich mit Wanderklamotten und dem überdimensionierten Rucksack auf dem Rücken etwas deplatziert vor. So bin ich auch froh, als ich ca. 30 Minuten später wieder unbefestigte Wege unter den Füßen habe und dem Trubel entkommen bin. Nun geht es wieder sehr ruhig durch einen schönen Wald, vorbei an einer verlassenen Finca und gelegentlichen Steinmännchen. Nach etwa 1 Stunde gelange ich zur Torre de Cala En Basset, ein alter Wachturm, der Ende des 16. Jahrhunderts zur Abwehr von Piratenangriffen errichtet wurde. Hier hat man einen wunderschönen Ausblick über die geschwungene Küstenlinie im Nordwesten Mallorcas.

Blick aus einem der Fenster des alten Wachturms auf die Küste.

Blick aus einem der Fenster des alten Wachturms auf die Küste.

Nach einer kleinen Fotopause schaue ich mir meinen Wanderführer etwas genauer an. Ich grüble, wie ich nun von diesem Zwischenstopp zu meinem eigentlichen Ziel, der Klosterruine „La Trapa“, gelange. Plötzlich geht mir ein Licht auf und mir entgleisen kurzzeitig die Gesichtszüge, als ich bemerke, dass ich eine „Doppelrunde“ gehe. Der ganze bisherige Weg war umsonst! Der Weg nach „La Trapa“ beginnt dort, wo ich vor 1 Stunde vorbeikam. Es geht also zurück zum Ausgangspunkt um dann den eigentlichen Weg zu beginnen. Ich ärgere mich wahnsinnig, zum einen über den Umweg, zum anderen über meine eigene Dummheit. Ich hatte einfach nur die Wegbeschreibungen gelesen, ohne auch nur einen Blick auf die Übersichtskarte zu werfen. Zwar ist der Aussichtspunkt sehr schön, aber gute 2 Stunden Weg mit 30 kg auf dem Rücken hätte ich mir da doch sehr gerne erspart.

Dieser Gedanke sollte mich auch den restlichen Tag begleiten. Immer wieder ärgere ich mich darüber. Vor allem gegen später, als die Schultern beginnen zu schmerzen und die Kraft langsam nachlässt. Es geht nun also wieder durch den Wald, allerdings in die andere Richtung. Die Orientierung fällt nun merklich schwerer, manchmal ist der Übergang von „Steinmännchen“ zu „willkürlich aufeinander gefallene Steine“ nicht zu erkennen. So finde ich mich bald in einer steilen Wand wieder, wo ich mit Händen und Füßen nach oben steige. Als ich dann wieder auf den schmalen Pfad treffe, wird mir bewusst, dass dies nicht der offizielle Aufstiegsweg war. Es geht nun wieder deutlich entspannter weiter, worüber ich sehr froh bin. Erst eine gute halbe Stunde später komme ich wieder in unwegsameres Gelände. Über Felsen geht es kraxelnd nach oben. Normalerweise würde mir diese Stelle keine Sorgen bereiten, doch die 30 kg auf dem Rücken scheinen mich förmlich nach unten zu ziehen. Ich bin völlig aus der Puste, als ich endlich oben ankomme. Einige Schritte weiter kann ich endlich das Tagesziel „La Trapa“ erkennen. Wunderschön liegen die Ruinen des alten Klosters in den geschwungenen Geländeterrassen. Der Blick schweift hinunter auf die Insel „La Dragonera“.

Zu meinem Erstaunen bin ich hier nicht alleine. Eine Gruppe junger Leute ist fröhlich und lautstark am Arbeiten. Es handelt sich um eine Gruppe Freiwilliger der Umweltschutzorganisation „GOB“, welche sich der Renovierung und Pflege der alten Klosterruine und seiner Umgebung verschrieben hat. Ich frage mich durch bis zum „Leiter“ der Gruppe, welchen ich um Erlaubnis bitte hier zelten zu dürfen. Hilfsbereit und freundlich zeigt er mir sofort die geeigneten Ecken. Da es schon recht spät ist und ich ziemlich erschöpft bin, mache ich mich sofort an den Aufbau meines Zeltes. Dachte ich zumindest. Bereits beim ersten Hering wird mir schlagartig klar, dass es nicht funktionieren wird. Der Boden ist steinhart und felsig. Keine Chance hier auch nur einen einzigen Hering in die Erde zu rammen. Bei meiner, zugegeben etwas laschen Recherche, hatte ich der Qualität der dortigen Böden zu keinem Zeitpunkt Aufmerksamkeit geschenkt. Sofort beschleicht mich der Verdacht, dass sich an diesem Problem auch die nächsten Tage nicht viel ändern wird. Ich bin zum zweiten Mal heute stinksauer auf mich selbst! Die wunderschöne Aussicht beruhigt mich aber umgehend. Ich breite nun einfach meine Zeltunterlage aus, werfe Isomatte und Schlafsack darauf und fertig ist das Nachtlager. Ich freunde mich sogar mit der Vorstellung an, diese Aussicht ohne eine störende Zeltwand zu genießen.

Die Sonne geht langsam unter. Der Blick reicht über die Insel „La Dragonera“ bis zum Horizont, welcher sich in schönsten Rot- und Lilatönen verfärbt. Für mich wird es nun etwas hektisch. Hastig packe ich sowohl meine Kamera- als auch meine Kochausrüstung aus und baue alles auf. Diese Tour wird vom Outdoor-Hersteller Katadyn und seinen Marken „Optimus Stoves“ und „Trek’n Eat“ gesponsert. Im Gegenzug habe ich mich verpflichtet schöne Aufnahmen der Produkte „in Aktion“ anzufertigen und der Firma zur Verfügung zu stellen. Nun heißt es also den Ausblick, das wunderschöne Licht und den Gaskocher in Einklang zu bringen.

Abendessen und Produktshooting bevor die Sonne weg ist.

Abendessen und Produktshooting bevor die Sonne weg ist.

Nachdem ich einige stimmungsvolle Produktaufnahmen, und natürlich auch einige Landschaftsaufnahmen, auf meiner Speicherkarte verewigt habe, darf ich das leckere Abendessen aus dem Hause „Trek’n Eat“ endlich auch essen. Während ich meine Sahnenudeln mit Hühnchen und Spinat löffle, kann ich den Rest des traumhaften Sonnenuntergangs ganz in Ruhe genießen.

Die Sonne verschwindet hinter den Hängen des Trappistenklosters "La Trapa".

Die Sonne verschwindet hinter den Hängen des Trappistenklosters "La Trapa".

Die typischen Orchideengewächse im letzten Licht des Tages.

Die typischen Orchideengewächse im letzten Licht des Tages.

Satt und zufrieden gehe ich zurück zu meinem Nachtlager. Ich bin heute sogar für meine sonst obligatorische „After-Hike-Zigarre“ zu müde. Ich schaffe es gerade noch meine Zähne zu putzen und schlafe anschließend umgehend ein.

Und auch die Sonne geht nun schlafen.

Und auch die Sonne geht nun schlafen.